Tang Lang Quan
Viele Kung Fu Stile sind aus der Beobachtung von Tieren und deren Bewegungen entstanden. „Tang Lang“ bedeutet übersetzt Gottesanbeterin. Für den Stil charakteristisch sind die Fangschläge und Fesselungstechniken, die den Fangbewegungen einer Gottesanbeterin nachempfunden sind. Sie bilden die Grundlage eines wirkungsvollen Kampfsystems.
Das Training beinhaltet weiterhin den Umgang mit verschiedenen Waffen, z.B. Stock, Kurzstock und Schwert.
Zur Geschichte des Tang Lang Quan
Lange Zeit wurde die Geschichte der Entstehung des Tang Lang Kung Fu nur mündlich überliefert. So entstanden im Laufe der Generationen viele Versionen und Legenden über den Ursprung des Stils; wahrscheinlich gibt es so viele Geschichten, wie es Schulen und Meister gibt. Die folgende stellt eine grobe Zusammenfassung dar, die sich inhaltlich mit den meisten dieser Erzählungen in etwa deckt.
Vor etwa 350 bis 400 Jahren lebte in China der Mönch Wang Lang. Wang Lang stammte aus der Provinz Shan Dong und war ein sehr talentierter und kluger Mann. Er reiste lange Zeit durch das Reich der Mitte und lernte verschiedene Kampfkünste.
Eines Tages erreichte er das Shaolin Kloster im Lao Shan Gebirge. Hier blieb er längere Zeit und lernte die verschiedenen Kampfkünste, die die Mönche im Kloster beherrschten. Nach einiger Zeit schaffte er es, alle Mönche im Kloster im Kampf zu besiegen. Nur gegen den Abt, den besten und erfahrensten Kämpfer unter ihnen, gewann er nicht, so sehr er sich auch anstrengte.
Eines Tag, nachdem er wieder einen Kampf verloren hatte, spazierte er trübsinnig durch das Lao Shan Gebirge und dachte darüber nach, wie er seine Fähigkeiten verbessern könnte. Erschöpft setzte er sich ins Gras und ruhte sich aus.
Plötzlich hörte er das laute Zirpen einer Zikade, und neugierig schaute er auf. Erstaunt sah er, wie eine Gottesanbeterin mit ihren Fangarmen innerhalb weniger Augenblicke eine um ein vielfaches größere Zikade besiegte.
Er beschloß, die Gottesanbeterin genauer zu studieren. Er fing sie ein und nahm sie mit zurück in das Kloster. Dort nahm er kleine Stöckchen und provozierte damit das Insekt. Mehrere Monate studierte er im Geheimen die Bewegungen und Fangschläge, die die Gottesanbeterin mit ihren kräftigen Vorderarmen ausführte. Er übertrug die Bewegungen auf die menschliche Anatomie und entwickelte schließlich mehrere Techniken, die die Greif- und Fangbewegungen imitierten.
Nachdem er dies getan hatte, forderte er den Abt aufs neue heraus. Die Techniken, die Wang Lang nun anwendete, waren so erfolgreich, daß er ihn innerhalb weniger Augenblicke besiegte.
Zusammen mit dem Abt vervollkommnete er die neuen Bewegungen im Laufe der folgenden Zeit. Schlagtechniken aus 17 schon vorhandenen Stilen wurden eingearbeitet, und zu den Fangschlägen der Gottesanbeterin, die mit den Armen ausgeführt wurden, wurden die Beintechniken des „Stils des Affen“ hinzugenommen.
So entstand ein neues Kampfsystem, ein neuer Kung Fu Stil: Tang Lang Quan oder -in englisch- Praying Mantis Boxing.
Im Laufe der Jahre und Generationen entwickelten sich mehrere eigenständige Stilrichtungen des Tang Lang Kung Fu. Allen gemein sind aber die Grundprinzipien, die Wang Lang entwickelte, als wichtigstes davon die schnellen Greif- und Fangschläge, mit denen der Gegner gefesselt und kontrolliert wird.
Die größten heutigen Tang Lang Stile sind: Mei Hua Tang Lang (Plum Blossom/ Pflaumenblüten Tang Lang), Qi Xing Tang Lang (Seven Star/ Sieben Sterne Tang Lang), Ba Bu Tang Lang (8-Step/ 8-Schritte Tang Lang) und Liu He Tang Lang (Six Harmony/Sechs Harmonie Tang Lang).
Bei uns wird das Mei Hua Tang Lang unterrichtet.